Sonntag, 20. Januar 2008

Stark

Ich habe heute morgen im Radio ein Lied gehört, dass in letzter Zeit öfter gespielt wird. Jedoch heute morgen hat es mich irgendwie persönlich angesprochen. Zuerst musste ich ein wenig recherchieren, um heraus zu bekommen, wie es heißt und von wem es ist. Es heißt "Stark" von "Ich + Ich".
Dieses Lied trägt eine Stimmung, die mich immer wieder bewegt, wenn ich beobachte, was um mich in unserer Gesellschaft geschieht. Alles sehnt sich danach, etwas besonderes zu sein. Die meisten scheinen zu meinen, dass sie dies erreicht haben, wenn sie Popstar, Modell, Manager oder ähnliches geworden sind. Doch wo ist der Sinn? Das Leben ist ein Chaos und nicht so, wie es zu sein scheint. Auch in der Gemeinschaft der Menschen, die Jesus nachfolgen begegnet mir dies immer wieder.
Was ist, wenn wir endlichen Menschen das erreicht haben, was wir uns sehnlichst wünschen? Was hält uns? Wie unperfekt sind wir Mensch, egal ob wir Glauben oder nicht. Wir haben es nicht im Griff. Vielleicht kannst du nachvollziehen, wenn du dir das folgende Video auch mal anschaust:

Es fällt mir schwer in Worte zu fassen, was mich tief innerlich bewegt. Doch sind mir zwei Dinge zu diesem Lied im Bezug zu meinem Glauben bewusst geworden. Zum Einen zeigt diese Lied die Sehnsucht der Leute. Es muss da noch etwas geben? Gibt es mehr als dieses Leben? Als ich mich am Freitag mit einer jungen Frau auf einer Party unterhielt, wurde mir diese Sehnsucht und Leere ganz augenscheinlich. Wie kann unser Leben Sinn bekommen und wie kann es zu etwas ganzem werden? Diese Sehnsucht scheint irgendwie in uns gelegt zu sein. Sie kann nur gestillt werden, wenn wir zu dem gelangen, der sie in uns gelegt hat. Er weiß allein, wie wir ganz werden können.
Zum Zweiten denke ich, dass ich so dankbar bin, dass Er mir begegnet ist und ich in Beziehung zu ihm leben kann. Doch fiel mir auch ein Satz aus der Bibel ein. "Jetzt sehen wir die Dinge noch unvollkommen, wie in einem trüben Spiegel, dann aber werden wir alles in völliger Klarheit erkennen. Alles, was ich jetzt weiß, ist unvollständig; dann aber werde ich alles erkennen, so wie Gott mich jetzt schon kennt." Ich sehe mich selbst nicht als perfekter Mensch, doch in Verbindung zu ihm werde ich zu dem, als der ich bestimmt bin zu sein. Er ist die Wahrheit und das Leben. Er lebt und wir sollen auch leben. Das gibt mir Frieden im Herzen. Er macht mein Bild im Spiegel zu einem klaren, deutlichen und wunderschönem Bild.

Sonntag, 6. Januar 2008

Ganzheitlichkeit 2

Nach einer längeren Zeit werde ich heute einen zweiten Beitrag zum Thema Ganzheitlichkeit schreiben. In Verbindung mit meiner im letzten Monat abgeschlossenen Arbeit, bin ich zu einigen neuen Gedanken und Erkenntnissen zu diesem Thema gekommen. Hier nun einige Gedanken, die ich so oder anders auch in meiner Arbeit geäußert habe.

Sicherlich hat der eine oder andere schon einmal den Eindruck gehabt, dass sein Leben unübersichtlich und komplexes ist. Besonders in Phasen der Sinnsuche, stellt sich der Mensch die Frage, ob er in all der Unübersichtlichkeit und Vielfalt einen besonderen Auftrag hat. Durch Systematisierung versucht der Mensch Übersicht in die Undurchschaubarkeit zu bringen. Dabei stößt er schnell an Grenzen. Ulrich Eibach hat in seinem Buch "Heilung für den ganzen Menschen? Ganzheitliches Denken als Herausforderung von Theologie und Kirche" auf dieses Phänomen folgendermaßen geantwortet:
„Alle von Menschen entworfenen Systeme der Einheit und Ganzheit der Wirklichkeit stellen lediglich partikulare Denksysteme des endlichen Menschen über die Ganzheit dar. Die Ganzheit der geschaffenen Welt bleibt dem Menschen – wie der Schöpfer selbst – ein Geheimnis, das nur dem Schöpfer erschlossen ist, der sich nur selbst offenbart, und zwar in der Partikularität, vor allem des einen Menschen Jesus von Nazareth“ (Eibach 1991:93f).
Eibach spricht von Jesus, dem ganzen Menschen, wie er im Christushymnus im Philipperbrief (2,7) bezeugt wird. Dort steht, dass Christus dem Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt worden ist. Bereits in der frühen Kirchengeschichte wird Christus als „vollständiger Mensch“ bekannt und verkündet. Er war ganz Mensch und hat als solcher gelebt. Dies war ihm nur möglich, weil er der fleischgewordene Schöpfer ist und sich als Unendlicher in die Begrenztheit begeben hat. Für uns Menschen bleibt dies ein Geheimnis, weil wir als begrenzte Wesen die Unendlichkeit nicht begreifen können. Allein der Schöpfer hat die Möglichkeit seine Schöpfung in der ganzen Komplexität wahrzunehmen und zu durchschauen. Wenn wir als Menschen also von Ganzheitlichkeit sprechen, dann haben wir Christus als den, dem wir nachfolgen, im Blick, der unser Herr und Messias ist und in dessen Vollmacht wir leben, auch wenn wir sie nur bruchstückhaft begreifen. Indem ich mein Leben Gott übergeben habe, gewinnt es eine Identität und Ganzheit, die es aus sich heraus niemals hervorbringen kann. Der Mensch kann wahre Ganzheitlichkeit nur in der Begegnung mit Gott erahnen, bzw. erfahren.

Ganzheitlichkeit wird für uns demnach immer ein Geheimnis bleiben, weil wir nie den kompletten Überblick über die Welt unser Leben und das Sein haben werden. In meinem Fall hat dies ehr ein Gefühl von Unbehagen ausgelöst. Als "Ansatzperfektionist" bleibt immer ein schales Gefühl zurück, dass ich eh niemals den ganzen Blick haben werde - nie komplett Ganzheitlichkeit erfahren werde.