Mittwoch, 11. Februar 2009

Gabe neben anderen

Anfang Dezember gab es eine lange Diskussion bei Depone auf dem Blog zum Thema Leitung. In Anlehnung an die Diskussion bin ich heute über ein Zitat bei Reinhard Turre gestolpert, dessen inhaltliche Tatsache mir so noch nicht aufgefallen ist.

Jeder Leiter muß bei dem Auftrag »von oben« der Anerkennung »von unten« gewiß sein. Diese wird leichter zu erringen sein, wenn durch die Leitung nicht einfach Herrschaft ausgeübt wird, sondern wenn spürbar bleibt, daß Leitung ein Dienst neben anderen ist. Sie steht prinzipiell nicht höher als etwa die Tätigkeiten, die unmittelbar am Menschen getan werden. Biblisch ist in diesem Zusammenhang an 1Kor 12 zu erinnern, wo das Regieren als eine der Gaben am Lieb Christi neben anderen beschrieben wird.


Aus: Turre, Diakonik, Grundlegung und Gestaltung der Diakonie

Wenn wir die Leitung als eine Gabe neben anderen sehen würden, die, obwohl sie offensichtlich hervorsticht, weil der Leiter in Erscheinung tritt, dann wäre für mich ein Leitung ohne Hierarchie real möglich. Ich finde diesen Gedanken echt spannend, besonders in seiner Umsetzung.

Soziale Revolution

Für einen Kurs lese ich gerade einiges an Literatur zum Thema Diakonie. Heut bin ich über ein Zitat gestolpert, dass mich nicht losgelassen hat. In einer immer technisierteren Welt sind die Worte des Theologien Reinhard Turre m. E. echt mehr und mehr bedenkenswert. Besonders im Bezug auf die Technisierung im Gesundheitswesen, sprich Krankenhäuser und Altenheime. Er schreibt folgendes:

Nötig ist eine soziale Revolution, die der Technik wieder den Platz zuweist, den sie haben soll: dem Menschen wirklich zu dienen und ihn nicht zu beherrschen.


Aus: Turre, Diakonik, Grundlegung und Gestaltung der Diakonie

Immer wieder wenn ich in Krankenhäuser komme und kalte Räume mit Technik entdecke, dann frage ich mich, wie wollen wir dort wirklich zu Gesundheit kommen. Wo ist da Geborgenheit, Liebe und Führsorge, auch in "christlichen" Krankenhäusern.

Samstag, 7. Februar 2009

Ohne Arroganz

Ich bin überzeugt davon, dass es Gott gibt und dass er Schöpfer dieser Welt ist. Ich glaube, dass er uns als Krone der Schöpfung in Beziehung zu ihm geschaffen hat. Wie kann ich von beiden Sätzen vollkommen überzeugt sein und im Gespräch mit jemanden, der nicht dieser Überzeugung ist, nicht überheblich rüber kommen? Weshalb komme ich auf diese Frage? Nun, die Menschen heute sind sehr sensibel und spüren, wenn etwas echt und respektvoll gemeint ist. In einem Buch las ich folgende Aussage, die mich zum Nachdenken gebracht hat.

Andersdenkende sagten uns, dass das zugrunde liegende Anliegen von Christen oft wohl mehr darin besteht, recht zu haben als zuzuhören. Bei uns gibt es eine Unterströmung von Arroganz, die Andersdenkende wahrnehmen. Das bedeutet indirekt, dass selbst die »richtigen« Antworten, wenn sie unchristlich vorgebracht werden, völlig an dieser skeptischen Generation vorbeigehen.


Wirke ich mit meiner Überzeugung arrogant, wenn ich sie mal einfach als Voraussetzung in ein Gespräch einfließen lasse? Spürt man mir ab, dass ich nicht nur an die Aussagen oben glaube, sondern dass ich sie wirklich lebe?

Wie kann ich anderen Dienen, die Jesus nicht kennen und die nicht an Gott glauben, ohne dass diese sich als Missionsobjekte fühlen? Ich will doch nicht, dass sie endlich meinem "Club" angehören, damit wir noch mehr werden. Ich wünsche mir doch nur, dass sie die Quelle eines erfüllten Lebens kennen lernen und in die Begegnung mit ihrem Schöpfer kommen. Aber mit diesem Wunsch drücke ich ja schon wieder ne gewisse Arroganz aus, weil ich damit aussage, dass ich es gefunden habe und andere nicht. Wie kann ich das eine sagen, ohne das andere damit zu provozieren?

Sonntag, 1. Februar 2009

Hope - Hoffnung

Ich lese gerade "Wer, wenn nicht wir" von Jim Wallis. Musste mich an ein weiteres Buch von Jim erinnern und habe gerade nen Blick hinein geworfen. Dabei bin ich über zwei Zitate gestolpert, die aktuell nach dem Sieg von Obama in den Staaten wirklich aktuell sind.

Wirkliche Gesellschaftsveränderung hat nie nur mit großen Führergestalten zu tun. Es geht immer darum, daß die Sehnsüchte von Millionen von Menschen freigesetzt werden. Die wirklichen großen FührerInnen wissen, daß sie gewöhnlichen Menschen und dem Gott der Geschichte dienen.

Aus biblischer Sicht ist Hoffnungnicht nur ein Gefühl, eine Stimmung oder ein rhetorischer Schnörkel, Hoffnung ist vielmehr die eigentliche Dynamik der Geschichte. Hoffnung ist die Energie der Transformation. Hoffnung ist die Tür, die von einer Wirklichkeit in die andere führt.

(Wallis, Die Seele der Politik, S.310f)

Haben wir in Deutschland noch Hoffnung, dass es eine bessere Zeit nach der Krise geben wird, oder sind wir bereits vor Realismus zynisch geworden? Glauben wir, dass es möglich sein wird, dass es Gerechtigkeit für alle, auch für den Hartz IVler geben kann?