Mittwoch, 5. August 2009

Mission und Religion

"Mission ist mehr und etwas anderes als die Gewinnung von Menschen für unsere Sorte von Religion. Sie bedeutet, den Menschen die Augen zu öffnen für die universelle Herrschaft Gottes."

In: David J. Bosch, An die Zukunft glauben.

Über die Bettdecke gelaufen

Gestern morgen ist mir unser Nordrhein-Westfälische Gesundheitsminister über die Bettdecke gelaufen. Das ist keine schöne Erfahrung. Nicht nur, dass er mir nicht so wirklich sympathisch ist, nein, er handelt in meinen Augen auch nicht wirklich verantwortlich in einer bestimmten Art und Weise.

Wie kam es dazu? Vorgestern Abend unterhielt ich mich mit einem sehr guten Freund über einen der letzten Erlässe dieses Ministers. Darin geht es darum, dass es zulässig ist, dass Menschen, die in einer psychiatrischen Behandlung fixiert werden - also an ein Bett geschnallt werden - in Zukunft durch eine Kamera überwacht werden können. Wie es zu so einem Menschenunwürdigen Beschluss/Erlass kam ist mir schleierhaft. Eins steht jedoch fest, dies ist Menschenunwürdig und lässt die Menschen in ihrer Not und Krankheit allein.

Am Sonntag las ich in einem Buch von Tom Wright, dass da wo Gerechtigkeit abhanden kommt, der einfache Mensch schnell zur Gewalt als Hilfeschrei seiner Not greift. Doch kann Gewalt, wenn auch nur in Worten etwas bewirken?

Jesus steht auf der Seite der Gefangen, Kranken und Unterdrückten. So steht er auch dafür, dass solche Beschlüsse, wie gerade erwähnt, so bald wie möglich rückgängig gemacht werden.

Wie reagiere ich? Betroffenheit allein scheint mir zu wenig. So sagt auch Jim Wallis: "Unsere Betroffenheit angesichts der Armen (in diesem Fall Kranken und Unterdrückten, Anmerkung des Autors) bewirkt wenig, um den enormen Abstand zwischen uns zu verringern. Sie erzeugt vielmehr eine Dynamik der Gönnerhaftigkeit: gutmeinende Menschen, die etwas »für andere« tun - ein Muster, das sich für alle Beteiligten destruktiv auswirken kann." Die Identifikation mit den Unterdrückten kann nur durch einen wirklichen Hunger nach Gerechtigkeit beginnen. Wallis schreibt weiter: "Unser eigener Hunger - und nicht das Problem von irgend jemanden sonst - ist es, der uns schließlich zum Handeln treibt" (Wallis 1995: 263). Ich bete, dass Gott Veränderung schenkt und ich beginne, innerlich getrieben, zu handeln. Diese Worte sind die erste Tat.

Und du, was ist deine Reaktion?