Ich beschäftige mich zur Zeit mit dem Begriff der Ganzheitlichkeit. Sie taucht ja immer wieder auf. Bisher wurde dieser Begriff meist im esoterischen Bereich gebraucht. Auch die östlichen Religionen sprechen scheinbar mehr von Ganzheitlichkeit als wir Christen. Sie ist in aller Munde. Wenn ich jedoch jemanden frage, was er darunter versteht, dann wird es schwierig. Vielleicht kann das "gestreute Wissen" des Internet abhilfe schaffen. Du bist also eingeladen mitzudiskutieren.
Ganzheitlichkeit ist meines Erachtens einen wichtigen Bestandteil, um wirklich authentisch in der Nachfolge Christi zu leben. Wenn Gott unser Herr ist, dann übergeben wir ihm doch unseren gesamten Körper, unser gesamtes Sein, unser gesamtes Leben. Doch wie kann man Ganzheit erklären? Sicherlich muss man sie unterteilen und systematisieren.
Gehen wir von der antrophologischen Seite an das Thema, dann begegnen uns in der Bibel unterschiedliche Begriffe. Der Mensch wird als Einheit, als ein Ganzes gesehen. Keint Teil des Körper steht dem Anderen nach. Hier wird von "Seele", "Geist" sowie "Herz", "Sinn", "Fleisch" und "Leib" gesprochen. Meistens beziehen sich diese Begriffe auf Körperteile, da mit ihnen eine bestimmte Funktion verbunden wurde. Das Herz wird z. B. als Sitz des Willens gesehen. Leider gab es immer wieder Strömungen, die einen Teil stärker betont haben, als andere. Der Körper wurde als Gefängnis des Geistes gesehen. Durch Hungern versuchte man den sündigen Körper zu bestrafen.
Nur von einer Dichotomie (Zweiteilung) der Natur des Menschen zu sprechen scheint jedoch bei der Fülle der oben genannten biblischen Begriffe zu wenig. Haben wir wirklich nur Körper und Seele?
Andere sehen eine Trichotomie - Geist, Seele und Leib. Alle drei stehen gegenseitig verschränkt und können zusammen als ganze Natur des Menschen gesehen werden. In dieser Aufteilung wird der Körper mit den physischen Funktionen, die Seele mit den psychologischen Funktionen und der Geist mit den geistlichen Funktionen gleichgesetzt.
Ein weiteres Model ist die Korporative Persönlichkeit. Hier wird der Mensch in Wechselbeziehung mit seiner Umgebung und mit Gott gegeben. Niemand lebt für sich allein.
Nun. Schon allein diese Bespiele zeigen, dass der Mensch eine Emergenz ist. Er ist das Ergebniss von komplexen Vorgängen und des Wechselspiel von verschiedenen unterschiedlichen Bereichen.
Dallas Willard beschreibt in seinem Buch "Aus dem Herzen leben" sechs Grundaspekte der menschlichen Persönlichkeit. Er nennte
1. das Denken (Bilder, Konzepte, Einschätzungen, Schlussfolgerungen).
2. Gefühl (Empfindungen, Emotionen).
3. Entscheidungsfreiheit (Wille, Entschluss, Charakter).
4. Körper (Verhalten, Interaktion mit der umgebenden Welt).
5. Soziales Umfeld (persönliche Beziehung zu anderen).
6. Seele (sie vereint alle oben genannten Bestandteil).
Diese Zusammenfassung scheint mir ziemlich umfassend zu sein. Hat er nicht vielleicht noch einen Aspekt vergessen?
Ein sehr einfaches Model, auf das ich z. Zeit in einer Arbeit, die ich schreibe, zurückgreife ist von Richard Foster. In seinem Buch "Das Geschenk der Einfachheit" schreibt er über die die innere und die äußere Dimension der Einfachheit. Ich würde somit von einer inneren und äußeren Dimension der menschlichen Natur reden. Ich spiele dabei mit Vortpaaren wie Denken und Handeln, Seele und Leib, Individuum und Soziales Netzwerk sowie Orthodoxie und Orthopraxis.
Wir können sehen, dass das Thema sehr komplex ist. Wenn ich also über Ganzheitlichkeit spreche, dann schwingt da im Hintergrund viel mit. Vielleicht hast du ja noch andere Gedanken dazu, etwas, was ich vergessen oder über sehen habe. Ich freue mich über eine reichhaltige Diskussion!
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