Freitag, 14. Dezember 2007

Meta-Evangelikal

Ich habe heute einen Post bei Haso gelesen, in dem ich mich ziemlich gut wieder finden konnte. Er schreibt: "Unter uns hat das Präfix “post” eine gewisse Bedeutung. Viele verstehen sich nicht nur als postmodern, sondern auch als postevangelikal, postcharismatisch und post-wer-weiß-was-noch-alles." Er ist zögerlich, seine charismatische Vergangenheit einfach hinter sich zu lassen.
Ich, für meine Fall, habe eine Vergangenheit hinter mir, die sehr bunt gemischt ist. Meine ersten Erfahrungen im Glauben habe ich in einer
Baptistengemeinde gemacht, die einen charismatisch Touch hat. Ich war Allversöhner und Calvinist, natürlich hintereinander. Ich bin durch die Zusammenarbeit mit einem EC-Jugendkreis geprägt und hatte eine Phase, wo ich mit Gemeinde gar nicht mehr zurecht kam und große Zweifel in mir aufgestiegen sind. Ich studierte an einer Kirchlichen Hochschule, nachdem ich mir die eine oder andere Hochschule bereits angeschaut hatte. Schlussendlich landete ich mit dem Studium in Essen. So "post" kann ich gar nicht sein, wenn ich das alles nur hinter mir gelassen hätte.
Nachdem ihr nun einiges aus meinem Leben erfahren habt, kann ich nur sagen: Dies alles gehört zu mir, zu meiner Vergangenheit und Gegenwart. Ebenso werden die Erfahrungen, die ich gemacht habe meine Zukunft prägen. Ich kann nicht sagen, dass mich alles in der selben Art und Weise beeinflusst, wie es zu den Zeiten getan hat. Doch laufe ich mit all diesen Erfahrungen und dem Wissen umher. Ich glaube auch, dass ich all dies erfahren habe, weil es zu meinem Auftrag, meiner Lebensberufung gehört. Aus diesem Grund plädiere ich ebenso für das Präfix "Meta", weil es die Fülle, dessen, was zu meinem Lebensweg dazu gehört, einschließt. Es ist so, als würde ich vor einem Gemälde stehen. Ganz zu Anfang stehe ich ganz dicht davor und sehe nur einen kleinen Ausschnitt. Irgendwann lerne ich nach rechts und links zu schauen und bemerke dadurch, dass das Bild größer ist, als ich es wahr genommen habe. Wenig später mache ich die Erfahrung, dass sich ober- und unterhalb meines Sichtfeldes ebenso noch Ausschnitte des selben Bildes befinden. Nach einigen Jahren mache ich den ersten Schritt zurück und stelle fest, dass ich das bereits gesehene auch mit einem Blick erfassen kann. Gleichzeitig sehe ich, dass sich darüber und darunter, rechts und links daneben noch viel mehr befindet, was zum selben Bild gehört. So trete ich jeden Moment meines Lebens weiter zurück. Hin und wieder mache ich auch noch mal einen Schritt auf das Bild zu, weil es mir so groß und unheimlich vorkommt und ich doch lieber wieder nur meinen kleinen Ausschnitt haben möchte. Doch geht mir das bereits gesehene nicht aus dem Kopf und so werde ich mehr und mehr die Größe meines Lebensgemäldes entdecken. In allem werde ich den Pinselschwung eines Größeren bemerken.
So ungefähr würde ich mich als "Meta"-"ichweißnichtwasnoch"-Evangelikaler bezeichnen. Was mich ermutigt hat ist, dass es noch andere gibt, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben und in gleicher Weise geprägt worden sind. Was ich hoffe ist, dass ich in alldem zu einer Weite im Glauben gelange, die einerseits Klar für das Evangelium von Jesus Christus ist, aber offen für den Nächsten und seine Erfahrungen, ohne dass ich mich dadurch vereinnahmt fühlen muss.

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